Herbst: Die Ausgangssituation
Niklas war noch im Bachelorstudium und hatte gerade das letzte Semester begonnen, in dem er dann seine Bachelorarbeit schreiben wollte. Welcher Masterstudiengang es danach werden sollte und wann dieser starten würde, war jedoch noch nicht klar. Jedoch kam der Wunsch auf, den Master im europäischen Ausland zu absolvieren. Für eine Bewerbung an den favorisierten Universitäten war aber ein entsprechender Sprachnachweis erforderlich. Somit stand also fest: es musste noch mal englisch gelernt werden.
Bis zum Spätsommer war ich eigentlich ganz glücklich in meinem Job. Dies änderte sich allerdings aufgrund einiger Änderungen und diverser Vorkommnisse in der Firma. Meine beiden Lieblingskolleginnen aus dem Projektmanagement kündigten und in mir regte sich die Befürchtung, ab Februar die Arbeit für mindestens zwei Personen machen zu müssen.
Außerdem hatten wir in den letzten Monaten eine gemeinsame Arbeitsweise entwickelt und unseren Weg gefunden, wie die Arbeit trotz Homeoffice meistens doch Spaß macht.
Im Gegensatz zu meinen Freundinnen schien es für mich noch nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, ebenfalls zu kündigen. Ich war noch kein Jahr in der Festanstellung und wollte eigentlich noch einige Erfahrungen sammeln und Projekte umsetzen. Außerdem bestand schon die Überlegung, ob ich Niklas nicht für seinen Master begleiten könne. Da hier aber noch gar nicht feststand wohin es letztendlich gehen sollte, war die logische Konsequenz, meinen aktuellen Arbeitsplatz so lange zu behalten, bis klar war, wohin es uns für Niklas Masterstudium verschlagen würde.
November: ein halbes Jahr vor Abflug – Eine Idee wurde geboren
Die Idee für einen längeren Auslandsaufenthalt kam Anfang November während eines Spaziergangs auf. Niklas machte mir den Vorschlag, dass ich ja einfach jetzt schon meinen Job kündigen und die Zeit bis zum Start seines Masterstudiums mit Work und Travel überbrücken könne.
Doch schnell wurde diese Idee erweitert und die Überlegung war, dass wir nach Niklas Bachelorabschluss auch gemeinsam ins Ausland gehen und er einfach etwas später mit dem Masterstudium beginnen könnte. Auch wenn das erst mal nur eine grobe Idee war, ließ sie uns nicht mehr los.
Wir schauten uns verschiedene Reise-Videos an und ich erweiterte meine Instagram-Abos um mehrere Reise-Kanäle, um mich inspirieren zu lassen.
In welches Land es gehen sollte, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, zur Auswahl standen hauptsächlich Australien und Neuseeland. Das Einzige, was wir aber schon relativ schnell entschieden hatten, war, dass wir einen mehrwöchigen Zwischenstopp und Urlaub in Südostasien einschieben wollten, sollten wir wirklich ans andere Ende der Welt fliegen.
Dezember: 5 Monate vor Abflug – Kündigungen
Eine Sache wurde schnell klar: Wenn wir nach Niklas Bachelorabschluss im April losfliegen wollten, musste ich meinen Job und unsere Wohnung im Dezember kündigen, damit ich ab Anfang April frei wäre. Nach einigen motivierenden Sprüchen meiner Freunde und (noch) Arbeitskolleginnen und der obligatorischen Pro- und Contra-Liste war es kurz vor Weihnachten so weit. Die Kündigungen für den Job wurden ausgesprochen und die Wohnungskündigungen versendet.
Zu diesem Zeitpunkt war weder ein Visum beantragt noch ein Flug gebucht. Wir hatten nicht einmal final entschieden, in welches Land es gehen sollte.
Die Weihnachtsfeiertage und die damit verbundenen Familienbesuche nutzten wir dazu, um auch den erweiterten Familienkreis über die Pläne zu informieren. Dabei stellte sich mein Opa als einer der größten Befürworter heraus, da er das Vorhaben von Anfang an als gut befand und unterstützte.
Januar: 4 Monate vor Abflug: erste Buchungen und Bürokratie
Die Entscheidung war gefallen! Es sollte nach Neuseeland gehen. Jedenfalls als erstes großes Ziel. Die Möglichkeit später noch nach Australien überzusetzen blieb uns ja schließlich immer noch.
Als Zwischenstopp in Südostasien konnte ich mich mit Malaysia als Reiseziel durchsetzen. Damit fing ich auch an, eine grobe Reiseroute und die wichtigsten Stopps herauszusuchen.
Nachdem wir diese essentiellen Entscheidungen endlich getroffen hatten, konnten wir nach mehreren Tagen Recherche und Beobachtung der Flugpreise endlich unseren ersten Flug nach Kuala Lumpur sowie die erste Unterkunft dort buchen.
Und auch das Visum für Neuseeland wurde beantragt, ebenso wie Kreditkarten und der internationale Führerschein.
Februar: 3 Monate vor Abflug – Besorgungen und Verkauf
Da mein Besitz an Outdoor Kleidung und Utensilien quasi nicht existent war, begann ich im Februar mit den ersten Besorgungen. Neben verschiedenen Kleinigkeiten mussten vor allem Wanderschuhe und eine Regenjacke her. In Begleitung meiner Mutter verbrachte ich einen ganzen Samstagnachmittag im Globetrotter und fuhr mit meinen ersten Wanderschuhen nach Hause.
Der einzige größere Punkt der Shopping-Liste, der Ende Februar noch offen blieb, war der Kauf eines Rucksacks.
Als Ausgleich zu den Anschaffungen begann ich außerdem damit, einen Teil meines bisherigen Besitzes loszuwerden, denn es galt meine komplette Wohnung aufzulösen. Im Idealfall sollten später nur die Dinge eingelagert werden, die ich auch wirklich brauchte.
So mistete ich fleißig aus und stellte alles andere auf ebay und Vinted ein… Leider nur mit mittelmäßigem Erfolg. Ende Februar begann ich dann auch damit, einen Teil meiner Möbel online zu verkaufen.
Ebenfalls kümmerte ich mich um die nötigen Impfungen und machte die obligatorischen Vorsorgeuntersuchungen. Zusätzlich machten wir uns schlau zum Thema Krankenkasse und Auslandskrankenversicherung.
Nachdem wir die Bestätigung unseres Work & Travel Visums für Neuseeland erhalten hatten, konnten wir auch unseren Flug dorthin buchen, sowie die Unterkunft in Singapur, von wo aus der Flug gehen sollte.
Zusätzlich machte sich das Fehlen meiner ehemaligen Kolleginnen nun deutlich bemerkbar, die Arbeit wurde immer mehr, die To-Dos häuften sich und eine Besserung schien nicht in Aussicht. Gerade in diesem Monat wurde mir klar, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, meinen Job für ein Auslandsjahr aufzugeben.
März: 2 Monate vor Abflug – Letzter Arbeitstag und Auszug
Mit dem März rückte auch der Abgabetermin von Niklas Bachelorarbeit immer näher. Daher lag sein Fokus vor allem auf dem Abschluss des Studiums und die Reisevorbereitungen waren von seiner Seite eher pausiert. Ich beschäftigte mich etwas weiter mit unserer Reiseroute in Malaysia und wir buchten unsere erste Unterkunft in Wellington.
In der Zwischenzeit stellte ich noch meine nicht mehr benötigten Möbel auf ebay ein, hatte beim Verkaufen aber wieder nur mäßig Erfolg. Nachdem ich meinen letzten Arbeitstag hinter mich gebracht hatte und in der letzten Märzwoche aus der Wohnung ausziehen wollte, war ich weder den Kleiderschrank noch den Küchentisch losgeworden. Wir hatten schon zwei Fahrten mit einem geliehenen Sprinter gemacht und einige Möbel und Umzugskisten zu meinen Eltern und in die neue Wohnung meines Bruders gefahren, als abends auch noch mein Onkel mit seinem Handwerker-Auto kam, um die restlichen Möbel zum Einlagen bei meinen Großeltern abzuholen.
Zur gleichen Zeit hatte Niklas seine Bachelorarbeit endlich fertiggestellt, gedruckt und abgegeben. Nun konnte auch er mit dem Packen und Auszug aus der Karlsruher Wohnung beginnen. Glücklicherweise hatte er einen Nachmieter gefunden, der einen Großteil seiner Möbel übernehmen konnte. Trotzdem musste er feststellen, dass er doch mehr in der Wohnung hatte als angenommen, weshalb auch sein Auszug einige Nerven kostete.
Ende März waren aber beide Wohnungen erfolgreich ausgeräumt und wir für die nächsten zwei Wochen wieder bei unseren Eltern eingezogen.
April: 2 Wochen vor Abflug – letzte Vorbereitungen und Abschiede
Der April begann mit einem ausgedehnten Shoppingtag, bei dem wir noch einmal viel Geld im Outdoorladen ließen. Dafür hatte ich nun endlich meinen Rucksack und der bevorstehenden Reise stand quasi nichts mehr im Wege.
Außerdem buchten wir auch die restlichen Unterkünfte für Malaysia und legten unsere Route final fest. Hierbei mussten wir jedoch feststellen, dass wir die Größe des Landes etwas unterschätzt hatten und viel zu viele Orte auf unserer Liste hatten. Nach einem ganzen Tag überlegen und diskutieren hatten wir es aber eine Woche vor Abflug endlich geschafft und alle Unterkünfte waren gebucht.
Auch erledigten wir noch die letzten bürokratischen Angelegenheiten wie Ummeldung und bestehende Verträge kündigen bzw. pausieren. Und auch eine Generalvollmacht an unsere Eltern wurde ausgestellt.
Die Osterfeiertage und die Woche danach nutzten wir für diverse Familienbesuche und Verabschiedungen. Am Samstag vor unserem Abflug stand noch eine Abschiedsparty mit Freunden auf dem Plan.
Den letzten Tag in Deutschland nutzten wir nicht nur zum packen. Niklas musste noch kurz vor knapp eine bestellte Jeans im Laden abholen. Außerdem testeten wir noch die Drohne, um entscheiden zu können, ob wir diese wirklich mitnehmen wollten.
Alles in allem war es ein relativ anstrengender Tag und wir gingen zwar erschöpft, aber voller Aufregung ins Bett.
18. April: Abflug – Es geht los